Experteninterview: Operation Nabelbruch nach Geburt

OA Dr. Filipitsch, Facharzt für Chirurgie über Möglichkeiten der Nabelbruch Operation

Nabelbruch Experte Dr. Thomas Filipitsch

Nabelbruch Operation mit und ohne Netz

RH: Man liest häufig, dass der Nabelbruch bei Frauen nach Geburten im ersten Jahr nach der Geburt noch vergehen kann. Stimmt das? Kann sich ein Nabelbruch ohne Nabelbruch Operation wieder schließen?
Dr. Thomas Filipitsch: Nein! Nur Babies haben einen physiologischen Nabelbruch, der sich zusammen zieht und schließt. Beim Erwachsenen ist dies nicht möglich. Man muss aber unterscheiden zwischen einer Erweiterung des Nabelganges und einer echten Lücke. Eine echte Hernie bildet sich nicht zurück. Das Häufigste ist eine Lücke im Nabelbereich und es ist abhängig von deren Größe wie man sie korrigiert. Bis zu einem Zentimeter kann man sie direkt vernähen. Größere Lücken hingegen müsste man mit einem Netz abdecken, weil sonst die Gefahr sehr hoch ist, dass sie wieder kommt. Der Nabel stellt physiologisch den schwächsten Punkt in der Bauchdecke dar und neigt deshalb sehr stark dazu, dass es wieder einen Nabelbruch gibt, Deshalb sollte man die Operation eher mit einem Netz machen.

RH: Was ist wenn die betroffene Frau zusätzlich eine Rektusdiastase hat? 

Dr. Thomas Filipitsch: Die beiden Probleme sind häufig kombiniert, weil sie ja denselben Auslöser haben. Die eine Operation kann man jeweils bei der anderen mit machen. Medizinisch notwendig ist jedoch nur die Nabelbruch Operation, während die Rektusdiastase Operation sofern kein echter Bauchwandbruch besteht nicht unbedingt gemacht werden muss.

Ab 2 Zentimeter Durchmesser Operation notwendig

RH: Ab welcher Größe muss der Nabelbruch durch eine Operation korrigiert werden?

Dr. Thomas Filipitsch: Ab 2 Zentimeter wirklichem Durchmesser der Lücke könnte sich eine Dünndarmschlinge dort einklemmen. Wenn der Bruch hingegen nur klein ist, kann sich trotzdem ein Zipfel der Fettschürze einklemmen. Das verursacht meist einen unangenehmen Schmerz, welcher aber nicht gefährlich ist.

Eingeklemmter Fettzipfel macht Schmerzen

RH: Spürt man das beim Trainieren?
Dr. Thomas Filipitsch:  Ja, die Frauen haben einen ziehenden Schmerz, welcher nicht besonders stark ist. Das ist meist der eingeklemmte Fettzipfel.

Eingeklemmter Dünndarm ist akuter Notfall

RH: Merkt man, falls sich der Dünndarm einklemmt?
Dr. Thomas Filipitsch:  Ja! Das ist ein akutes Zustandsbild der Patienten. Die Patienten haben starke Bauchschmerzen, Krämpfe und Erbrechen. Das kann man nicht übersehen!

RH: Wie oft kommt so etwas vor?
Dr. Thomas Filipitsch: Das ist schon selten. In Abhängigkeit von der Größe der Bruchlücke. Aber oftmals gelingt es den Darm wieder zurück zu drücken und dann die Operation in Ruhe zu planen. Wenn das nicht gelingt dann wäre das eine Notoperation – innerhalb von 6 Stunden müsste man dann operieren damit der Darm keinen Schaden bekommt.

RH: Danke für das Gespräch!


Kontakt: OA Dr. Thomas Filipitsch

Dr. Thomas Filipitsch
Facharzt für Allgemeinchirurgie
Alser Straße 20/7,
A-1090 Wien

Tel.: +43 1 336 1 336Kassen: VA, BVA, KFA, SVA, Wahlarzt für GKK


OA Dr. Thomas Filipitsch
1991 Promotion
1991-1994 Ausbildung zum Arzt für Allgemeinmedizin am KH Hollabrunn mit Jus practicandi
1995 Notarztdiplom
1994-1997 Ausbildung zu FA für Chirurgie am KH Hollabrunn bei Prof. Dr. Wunderlich
1995 Unfallchirurgische Gegenfach-Ausbildung am KH Mistelbach
1995 Handchirurgisches Diplom
1996 Plastische und Wiederherstellende Gegenfachausbildung AKH Wien
1997-2000 Universitätsassistent an der UNI-Klinik Wien, Abt. für Allgemeinchirurgie am AKH Wien
1998 Kinderchirurgische Gegenfach-Ausbildung
1999 Anästhesien und Intensivmedizinsche Gegenfach-Ausbildung
2000 Facharztdiplom
2000-2003 Oberarzt an der chirurgischen Abteilung am KH der Barmherzigen Brüder, Wien 2
seit 2003 Oberarzt am Evangelischen KH, Wien 18
Vortragstätigkeiten bei nationalen und internationalen Kongressen und Symposien
Medizinische Publikationen in nationalen und internationalen Journals

Mitglied der österreichischen Facharztprüfungskommission