Physiotherapie bei Rektusdiastase – Ihre Arbeit, nicht meine!

Eine Rektusdiastase behandle ich normalerweise unter Zuhilfenahme der so genannten Heller Handgriffe. Dabei werden die geraden Bauchmuskeln der Patientin in ihre ursprüngliche Lage zurück gebracht. Anschließend muss die betroffene Patientin wochen- bzw. monatelang ausgewählte Übungen durchführen und auf das richtige Verhalten im Alltag achten. Erfahrungsgemäß schließen sich “alte” Diastasen schlechter als jene, die noch in der Stillzeit behandelt werden. Umso erstaunlicher ist folgende Geschichte:

Neulich sah ich eine Patientin nach Monaten wieder, deren 10 Jahre (!) alte Rektusdiastase ich vor Monaten lediglich zweimal behandelt hatte. Diese war damals ein Nebenbefund. Auch diesmal war die Patientin wegen eines anderen Problems bei mir. Am Ende der Therapieeinheit bat die Patientin mich, ihre Diastase zu überprüfen, da sie den Eindruck hatte, diese sei viel besser. Bei der Palpation stellte ich fest, dass die zwei Muskelbäuche 1 1/2 Querfinger aneinander lagen und fest verschlossen waren. Die Diastase war zu! Abschließend erzählte mir die Patientin sie habe ihre Übungen nur selten gemacht und sich auch sonst nicht sonderlich an meine Anweisungen für den Alltag gehalten. Zum Abschluss meinte sie scherzhaft: “Die Diastase ist zu. Das war Ihre Arbeit, nicht meine!”

Welch schöner Erfolg! Für meine Patientinnen allerdings die dringende Empfehlung: Bitte trotzdem weiter trainieren!