Normale Entwicklung kindliche Kontinenz

In seinem Vortrag "Die normale Entwicklung kindlicher Kontinenz" anläßlich der 28. Jahrestagung der Medizinischen Kontinenzgesellschaft Österreich befasste sich der Kinderarzt Dr. Christian Steuber unter anderem mit der Frage "Was ist normal?" und fand einige erstaunliche Antworten.

Kindliche Kontinenz

Kindliche Kontinenz: Normalität 1: Blase und ZNS

Zu Beginn seines Vortrags hat Dr. Steuber darauf hingeweiesen, dass die Harnkontinenz zu einem guten Teil in der gelungenen Interaktion zwischen dem Zentralnervensystem und der Blase besteht. 99,8% der Zeit müsse eine Speicherfunktion ausgeführt werden, bei der der Blasenmuskel gehemmt wird.  0,2 % der Zeit bestehe aus Entleerung.

Bei Säuglingen ist diese Speicherfunktion noch nicht möglich, so dass alle 2 Stunden unvollständige Entleerungen der Blase erfolgen. Die Entwicklung des Zusammenspiels von ZNS und Blase sei an verschiedenen Fähigkeiten des Kindes abzulesen, die nach und nach erworben werden wie beispielsweise eine erfolgte bzw. bevorstehende Blasenentleerung anzukündigen oder sich für den Toilettgang zu interessieren.

Kindliche Kontinenz: Normalität 2: Wie es alle machen.

Dr. Steuber weist in seinem Vortrag darauf hin, dass in unterschiedlichen Länderen unterschiedliche Beginnzeiten für das Toilettentraining üblich seien und Kindliche Kontinenz  somit  auch eine geographische Komponente habe. Was in Österreich normal ist wäre dies in China beispielsweise nicht.

Kindliche Kontinenz: Normalität 3: Wie es die Vietnamesen machen…

Dr. Steuber verweist was die interkulturellen Unterschiede betrifft auf eine Verleichsstudie zwischen Vietnam und Schweden. Vietnamesische Mütter beobachten ihre Kinder schon als Säuglinge, erkennen deren Gesichtsausdruck vor der Blasenentleerung und halten diese vom Körper weg zum Blase entleeren. Der Effekt ist, dass Vietnamesische Kinder verglichen mit Schwedischen viel schneller Harnkontinenz entwickeln.

Zusammenfassung

Als normale Kontinenzentwicklung definiert Dr. Steuber deshalb “die Sauberkeitsentwicklung eines Kindes uner Beachtung seiner individuellen Reifung und Integrität in einer zum kulturellen Kontext passenden Weise, so dass es mit 5 Jahren tagsüber und mit 7 Jahren nachts kontinent ist.”