Geburtshilfe: Prävention von Inkontinenz oder – Warum in Filmen immer heißes Wasser verlangt wird.

Günstige Geburtsposition, richtige Pressanleitung und Dammschutz als zentrale Maßnahmen der geburtshilflichen Prävention von Inkontinenz

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In Ihrem Vortrag Geburtshilfliche Maßnahmen zur Prävention von Inkontinenz (Fachtagung Kontinenz u. Katheterisierung) ging die Hebamme Roswitha Wallner auf drei zentrale Maßnahmen zur Vermeidung von Inkonti-nenz ein: Geburtsposition, Pressanleitung und Dammschutz.  

Als dammschonende Gebärpositionen gehen aus Studien laut Wallner die Seitenlage und der Vierfüßler hervor. Und interessant: die tiefe Hocke nur dann, wenn keine prädisponierenden Faktoren vorhanden sind. (Diese sind: Erstgeburt, BMI < 20 > 30, Vorangegangene Risse oder Schnitte)

Bei der Pressanleitung schneidet jene am besten ab, die die Frauen im eigenen Tempo und nach eigenem Gutdünken mitschieben lässt. Pressen mit angehaltener Luft ist out!

Neben Dammassage ab der 36 SSW kommen während der Geburt warme Kompressen am Damm zum Einsatz –  warmes Gewebe dehnt sich besser. Deshalb das heiße Wasser!

Für mich interessant war die anschließende Diskussion, die von den anwesenden Chirurgen geführt wurde. Da es bei hohen Dammrissen (DR 3 und DR 4) zu einer Schädigung der analen Schließmuskeln kommt und laut Statistik bei neuerlicher Geburt ein weiterer hoher Dammriss zu erwarten ist, wurde diskutiert ob nicht jeder Frau ab Dammriss 3c dringend ein Kaiserschnitt angeraten werden sollte? Das Problem ist folgendes: Wenn der äußere und der innere Schließmuskel verletzt wurden, kann nur eine Operation die Stuhlkontinenz wieder herstellen – aber laut Statistik nur für ein paar Jahre!

Falls Sie bei Ihrer ersten Geburt einen Dammriss 3.  oder 4 . Grades hatten und neuerlich entbinden, sprechen Sie im Vorfeld mit einem spezialisierten Facharzt über die zu erwartende Kontinenzsituation und klären Sie Risiken, Entbindungsmöglichkeiten und -wünsche im Vorfeld ab!