Beckenbodentraining bei Harninkontinenz, Stuhlinkontinenz und Senkung. Was lernt man da?

Viele Patientinnen mit Harninkontinenz, Stuhlinkontinenz oder Senkungsbeschwerden können sich nichts unter Beckenbodentraining vorstellen. Die Vorstellung geht von Übungen bei denen man "mit dem Becken am Boden liegt" bis zum "zusammen kneifen". Was lernt man nun tatsächlich beim Beckenbodentraining?

Man kann nur üben was man auch kennt

Als allererstes lernt die Patientin beim physiotherapeutischen Beckenbodentraining Ihr knöchernes Becken kennen, sie lernt zwischen welchen knöchernen Bezugspunkten sich ihr Beckenboden befindet.

Als nächstes lernt die Patientin, wie sie die unterschiedlichen Anteile der Muskelgruppe Beckenboden anspannen können und wie sie dies überprüfen können. Falls es nicht gelingt den Beckenboden willkürlich anzuspannen, dann kann mit Hilfe von Biofeedback, also dem Sichtbarmachen der Anspannung mit Hilfe eines Gerätes, gearbeitet werden.

Ein Teil des Beckenbodentrainings besteht darin, den Beckenboden in seiner Funktion als Teil des so genannten Rumpfkapselsystems kennen zu lernen. Als solcher arbeitet der Beckenboden mit dem Zwerchfell zusammen und wird daher auch mit Hilfe unterschiedlicher Atemtechniken trainiert.

Die unterschiedlichen Beckenbodenanteile haben verschiedene Muskelgruppen, die als “Helfer” fungieren. Die Patientin lernt diese Helfer kennen und lernt sich diese für das Training zunutze zu machen. Oft zeigt sich dabei welcher Anteil des Beckenbodens stärker, und welcher schwächer ist.

Meist stellt sich in den ersten 1-2 Einheiten heraus, ob das spezifische Problem eher in der Beckenbodenkraft ganz allgemein liegt, oder mehr die Ausdauer oder die generelle Ansteuerungsfähigkeit fehlt. Je nach Fall wird dann das Schwergewicht auf Übungen gelegt, die das spezifische Problem lösen.

Ich hoffe damit ein bisschen Klarheit in den Begriff Beckenbodentraining gebracht zu haben!